Freitag, 25. Juli 2008

Schmetterling

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Warum heißt der "Schmetterling" Schmetterling?, lautet eine beliebte Kinderfrage, die logisch nur nachvollziehbar ist. Im Gegensatz zum Hund, zur Katze, zur Maus und zum Pferd weist die Bezeichnung "Schmetterling" nämlich keinerlei irgendwie geartete Verbindung zum entsprechenden Tier auf.
Welch Problematik die Benennung dieses kleinen Tieres mit sich bringt, erkannt man bereits daran, dass es in nahezu jeder Sprache der Welt einen komplett anderen Namen trägt: Schmetterling, Butterfly, Farfalla, Papillon, Psyche oder Rinshirui etwa. Die meisten Tiernamen sind da erheblich klangähnlicher.

Dass der deutsche Name vom alten Begriff "Schmetten" für Butter herrührt, weil einige "Falter" sich stets von Butter anlocken ließen, ist eine so profane Begründung, dass sie das gesamte Tier nahezu entzaubert.
(Gleichsam begründet ist damit die englische Bezeichnung "Butterfly", also Butterfliege(r).)

Doch nicht ganz! Denn viel zu sehr beschränkt sich die kindliche Neugier auf den Wortteil "Schmetter". Dabei regt der lingliche Schwanz des Tieres viel eher zum rätseln an.
Denn faszinierend ist der Begriff aus einem ganz anderen Grund: Weshalb ist es ein Schmetterling?

Linge sind in der Regel Anhängsel, um Personen eine Eigenschaft zuzuweisen. Der Feige ist ein Feigling, der Neue ein Neuling, der Schwache ein Schwächling und der Schöne ein Schönling.
Auffallend ist hier, dass Linge praktisch immer nur in eine Richtung existieren. Mutlinge, Altlinge, Starklinge und Hässlichlinge sucht man vergebens.

Weshalb aber Schmetterling, also "Butterling"? Es ist weder eine Person, noch ist Butter eine Eigenschaft. Eine Person die ganz und gar aus Butter bestünde, mag man ungestraft Butterling nennen. Doch einen winzigen Falter mit Rüssel?

Vielleicht rührt es an dem negativen Beigeschmack, der Lingen zu Eigen ist. Ein Ling wird nicht für voll genommen. Schön zu sein ist schön und gut, aber ein Schönling ist ungern gesehen. Selbst Feigheit mag ihre großen Momente haben, aber niemand ist gern ein Feigling.
Waren die kleinen Falter in alter Zeit eine solche Plage beim Buttermachen, haben sie sich wie Heuschreckenschwärme auf Tonnen von Butter gestürzt, die in deutschen Landen an offenen Fensterläden ruhten, dass man ihnen einfach das Ling an den Namen gehängt hat, um sie als die Plage zu brandmarken die sie waren?
Andererseits ist der Schmetterling beiweitem nicht die einzige Plage, aber nahezu der einzige Ling im deutschsprachigen Tierreich. Und Mäuse nennt man schließlich auch nicht Käsling.
Und was wäre das Gegenteil von Schmetter, mit dem man einen Ling kreieren könnte, der nicht existiert?

Wie man es auch wendet und dreht, die Faszination des Namens bleibt, und ergibt sich vielleicht weit weniger aus dem nur scheinbar rätselhaften Schmetter, als vielmehr aus dem wahrlich unergründlichen Ling, den dieses Tier mit sich führt. So oder so, das Rätsel bleibt bestehen: Weshalb heißt der "Schmetterling" Schmetterling?

Randbemerkung:
Natürlich besitzen Hunde, Pferde und Katzen so wenig Bezug zu ihrem Namen wie alle Tiere. Aber kindliche Logik scheint nicht gewillt, diese Namen irgendwie zu hinterfragen und stürzt sich ganz auf die Schmetterlinge, Maulwürfe und Tausendfüßler dieser Welt.

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