Sie sehen: kopfüber
"Kopfüber" ist vermutlich das unlogischste und rätselhafteste Wort der Deutschen Sprache.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, "kopfüber" sei eine Reisemethode. "Kopfüber in die Nacht" hieß ein bekannter Jugendfilm der 80er. "Kopfüber in die Hölle" ein nicht weniger bekanntes Lied der Band "Die Ärzte".
Kopfüber stürzt man sich in Abenteuer, in Studien, in Liebschaften, in die Tiefe, vom drei-Meter Brett und ins Verderben.
Allerdings muss man sich nicht unbedingt bewegen, um kopfüber zu sein. So hängen Fledermäuse kopfüber von der Decke und ich selbst in Kindertagen kopfüber im Schweinebaumel vom Klettergerüst. Butterbrote liegen gerne kopfüber mit der gebutterten Seite im Teppich und Bücher lassen sich sogar kopfüber lesen.
Auffallend ist hierbei, dass "über" in der Regel eine Vertikal nach oben gerichtete Ortsbestimmung ist: Was "über" ist, hat die anderen Dinge unter sich. Da ist das "über" dem "auf" sehr ähnlich.
Allein das Wort "kopfüber" schert sich keinen Deut darum, was über oder unter ist. Fröhlich ignoriert es, dass "kopfüber" bedeuten müsste, dass der Kopf über allem ist - und packt ihn nach ganz unten.
Wer irgendetwas kopfüber tut, hängt den Kopf dafür nach ganz unten.
Wie aber kommt es, dass "kopfüber" sich der allgemeinen Sprachlogik so entzieht? Das Grimmsche Wörterbuch führt das Wort zwar auf, nennt jedoch keine Herkunft.
Wäre nicht "Kopfunter" ein viel passenderer Ausdruck?
Auch den kennt das Grimmsche Wörterbuch, führt jedoch nur an, er bedeute dasselbe wie "kopfüber".
Ja was!? Da gibt es zwei Wörter in unserer Sprache, die sich gänzlich gegenseitiger Extreme bedienen und dennoch dasselbe bedeuten? Kopfüber? Kopfunter? Jacke wie Hose?
In diesem Falle bleibt auch mir nichts als Spekulation. Zwei Möglichkeiten scheinen mir sinnvoll.
Zum einen mag sich das Wort aus der Redewendung "Hals über Kopf" ergeben haben. "Hals über Kopf" ist schließlich nur eine Aussage, die bedeutet, dass alles in Unordnung ist, dass die gegebene Reihenfolge (Kopf über Hals) aufgelöst wurde. Vielleicht entwickelte sich daraus das "kopfüber".
Möglicherweise entwickelte es sich aber auch aus "Kopf voran". Der Kopf ist der empfindlichste Teil des Körpers. Der Teil, den wir am ehesten beschützen würden. Uns mit dem Kopf voran in etwas zu stürzen, impliziert ein großes Risiko: Der Kopf trifft das Unbekannte, das potentiell Gefährliche als erstes und völlig ungeschützt. Deshalb wird es oft als unvorsichtig und unvernünftig betrachtet.
Genau das also, was wir mit "kopfüber" bezeichnen können. Und von "Kopf voran" zu "kopfüber" ist es ein kleiner Sprung. Sowohl voran wie über bezeichnen etwas vorgelagertes, etwas vorgehendes oder vorstehendes.
Vorerst aber - muss das Rätsel, weshalb man, wenn man kopfüber ist, kopfunter ist, ungelöst weiterbestehen.
Randbemerkung:
"Überkopf" ist erheblich logischer und beschreibt nur Dinge, die sich oberhalb des Kopfes befinden. Hängt man kopfüber, ist der Körper also überkopf.
Montag, 10. November 2008
Freitag, 5. September 2008
knifflig
Sie sehen: knifflig
Knifflig gehört eindeutig zu den putzigsten Wörtern unserer Sprache und wird selten in seiner vollen Pracht gesehen. Es wirkt damit schnell rätselhaft und scheu.
Was bedeutet eigentlich dieses knifflig? Und wo kommt es her?
Zunächst sei zu erwähnen, dass es mit dem kniffelig eng verwandt, aber weiter verbreitet ist. Die Unterschiede sind minimal und liegen ganz in der Behäbigkeit der Kniffeligkeit. Kniffelig wirkt einfach länger und zeitaufwendiger, als ein kurzes, gehacktes knifflig.
Beinahe möchte man einen Steigerungsgrad sehen. Ist knifflig am Ende der Komparativ zu kniffelig? Man hat schnell das Bild eines Inspektor Columbos vor Augen, der mit verschränkten Armen in einem 70er Jahre Wohnzimmer steht und mit behäbiger Stimme grübelt: "Nun, Ma'am, wenn sie die Blumen nicht gegossen haben, aber auch sonst keiner hier war, so ist das Rätsel wirklich kniffelig."
Auch die Fälle des Bullen von Tölz dürften dem Behäbigkeitsgrad "kniffelig" entsprechen.
Ganz anders das Chaos, das ein Bruce Willis oder ein Vin Diesel ertragen müssten. Da wäre für das behäbige "E" in kniffelig keine Zeit. Es ist knifflig genug, die Zeit zum Atmen zu finden:
*Peng, Peng, Krawumms, Rattattattatta, Woosh, Boom, Peng, Peng*
"Scheiße John, wie komm'n wir hier wieder raus?"
*Kaboom, Rumms, Rumms, Peng, Peng, Karumms, Buddabuddabudda*
"Hmm. Knifflig!"
*Kapow, Kapow, Rattattattatta, Pow, Pow, Wumms, Kaboom, Boom!*
Wenn etwas also wirklich knifflig ist, heißt das nicht, dass es einfach nur kniffelig ist.
Wo aber kommt es nun her, dies knifflig? Wie lautet sein Verb? Etwa kniffeln?
Das beliebte weltweite Würfelspiel Kniffel mit dem ungeliebten 4er-Pasch heißt tatsächlich nur in Deutschland so, und das auch erst seit 1972. Knifflig ist viel älter - wobei unklar ist, ob Kniffel seinen Namen nicht eher aus dieser Ecke entnommen hat. Eine Wortbedeutung für Kniffel konnte ich nicht herausfinden. (Ganz anders zu meinem geliebten Malefiz!)
Natürlich wäre es ein kluger Kniff, wenn Schmidt-Spiele sein Yahtzee seinerzeit Kniffel nach irgendetwas Kniffligem benannt hätte. Und womöglich entstammt knifflig ja auch einfach dem Kniff?
Passend wäre es. Weshalb sollte nicht etwas, das eines besonderen Kniffs zur Lösung bedarf, knifflig sein?
Dennoch scheint das abwegig. Kniff entstammt, so denken die Gebrüder Grimm, eher dem "unerlaubten Handgriff" oder dem "listigen Kunstgriff" oder noch eher dem "diebischen Kunstgriff". So gab es früher den Ausdruck des "Diebskniff". (Übrigens ein hervorragender Name, falls jemand nächste Woche eine Kneipe eröffnen möchte.)
So oder so: Ein Kniff hat stets mit etwas zu tun, was unter der Tischplatte geschieht, etwas heimlichem, außerhalb der Regeln. Knifflig ist hier nur, dass es so gar nicht zu knifflig passt.
Dass knifflig nicht dem von kneifen entnommenen Kniff entstammt, ist logisch - sonst hieße es ja kneiflig, was aus dem Munde Columbos wieder kein Problem wäre, jedoch aus dem eines Actionhelden.
Gräbt man jedoch noch ein wenig weiter, stößt man auf das wunderbare Verb "knüffeln". Das hat zwar nur bedingt mit dem "Knuff" zu tun (Eines jeder aussterbenden Worte, die ich wieder nur aus alten Comics kenne - warum wird heutzutage eigentlich niemand mehr geknufft?), wird jedoch mit einer Bedeutung aus der Altmark angegeben als: "von mühsamer, kleiner, nachdenken erfordernder Arbeit", und als dazugehöriges Adjektiv wird, tada, "knüfflich" angegeben, aus dem sich später das knifflig bildete.
Womit die knifflige Suche nach dem Kniff mit dem knüffeln endlich beendet sein soll - und ja, sie war mühsam, klein, und hat eine Menge nachdenken erfordert.
Randbemerkung:
Wer übrigens meint, das Wort "knüfflich" sei ausgestorben, mag nach Hamburg kommen. Dort ist es in kniffligen Situationen in exakt dieser Sprechweise bis heute zu hören.
Knifflig gehört eindeutig zu den putzigsten Wörtern unserer Sprache und wird selten in seiner vollen Pracht gesehen. Es wirkt damit schnell rätselhaft und scheu.
Was bedeutet eigentlich dieses knifflig? Und wo kommt es her?
Zunächst sei zu erwähnen, dass es mit dem kniffelig eng verwandt, aber weiter verbreitet ist. Die Unterschiede sind minimal und liegen ganz in der Behäbigkeit der Kniffeligkeit. Kniffelig wirkt einfach länger und zeitaufwendiger, als ein kurzes, gehacktes knifflig.
Beinahe möchte man einen Steigerungsgrad sehen. Ist knifflig am Ende der Komparativ zu kniffelig? Man hat schnell das Bild eines Inspektor Columbos vor Augen, der mit verschränkten Armen in einem 70er Jahre Wohnzimmer steht und mit behäbiger Stimme grübelt: "Nun, Ma'am, wenn sie die Blumen nicht gegossen haben, aber auch sonst keiner hier war, so ist das Rätsel wirklich kniffelig."
Auch die Fälle des Bullen von Tölz dürften dem Behäbigkeitsgrad "kniffelig" entsprechen.
Ganz anders das Chaos, das ein Bruce Willis oder ein Vin Diesel ertragen müssten. Da wäre für das behäbige "E" in kniffelig keine Zeit. Es ist knifflig genug, die Zeit zum Atmen zu finden:
*Peng, Peng, Krawumms, Rattattattatta, Woosh, Boom, Peng, Peng*
"Scheiße John, wie komm'n wir hier wieder raus?"
*Kaboom, Rumms, Rumms, Peng, Peng, Karumms, Buddabuddabudda*
"Hmm. Knifflig!"
*Kapow, Kapow, Rattattattatta, Pow, Pow, Wumms, Kaboom, Boom!*
Wenn etwas also wirklich knifflig ist, heißt das nicht, dass es einfach nur kniffelig ist.
Wo aber kommt es nun her, dies knifflig? Wie lautet sein Verb? Etwa kniffeln?
Das beliebte weltweite Würfelspiel Kniffel mit dem ungeliebten 4er-Pasch heißt tatsächlich nur in Deutschland so, und das auch erst seit 1972. Knifflig ist viel älter - wobei unklar ist, ob Kniffel seinen Namen nicht eher aus dieser Ecke entnommen hat. Eine Wortbedeutung für Kniffel konnte ich nicht herausfinden. (Ganz anders zu meinem geliebten Malefiz!)
Natürlich wäre es ein kluger Kniff, wenn Schmidt-Spiele sein Yahtzee seinerzeit Kniffel nach irgendetwas Kniffligem benannt hätte. Und womöglich entstammt knifflig ja auch einfach dem Kniff?
Passend wäre es. Weshalb sollte nicht etwas, das eines besonderen Kniffs zur Lösung bedarf, knifflig sein?
Dennoch scheint das abwegig. Kniff entstammt, so denken die Gebrüder Grimm, eher dem "unerlaubten Handgriff" oder dem "listigen Kunstgriff" oder noch eher dem "diebischen Kunstgriff". So gab es früher den Ausdruck des "Diebskniff". (Übrigens ein hervorragender Name, falls jemand nächste Woche eine Kneipe eröffnen möchte.)
So oder so: Ein Kniff hat stets mit etwas zu tun, was unter der Tischplatte geschieht, etwas heimlichem, außerhalb der Regeln. Knifflig ist hier nur, dass es so gar nicht zu knifflig passt.
Dass knifflig nicht dem von kneifen entnommenen Kniff entstammt, ist logisch - sonst hieße es ja kneiflig, was aus dem Munde Columbos wieder kein Problem wäre, jedoch aus dem eines Actionhelden.
Gräbt man jedoch noch ein wenig weiter, stößt man auf das wunderbare Verb "knüffeln". Das hat zwar nur bedingt mit dem "Knuff" zu tun (Eines jeder aussterbenden Worte, die ich wieder nur aus alten Comics kenne - warum wird heutzutage eigentlich niemand mehr geknufft?), wird jedoch mit einer Bedeutung aus der Altmark angegeben als: "von mühsamer, kleiner, nachdenken erfordernder Arbeit", und als dazugehöriges Adjektiv wird, tada, "knüfflich" angegeben, aus dem sich später das knifflig bildete.
Womit die knifflige Suche nach dem Kniff mit dem knüffeln endlich beendet sein soll - und ja, sie war mühsam, klein, und hat eine Menge nachdenken erfordert.
Randbemerkung:
Wer übrigens meint, das Wort "knüfflich" sei ausgestorben, mag nach Hamburg kommen. Dort ist es in kniffligen Situationen in exakt dieser Sprechweise bis heute zu hören.
Montag, 28. Juli 2008
Gehegeerweiterung für den Schmetterling
Mittlerweile wurden mir Wissenlücken zum Schmetterling gefüllt!
So galten Falter, und Schmetterlinge, ganz entgegen ihrer heute positiven Symbolkraft, während des Mittelalters wohl als negativ. Als Hexen und Teufel, welche für Krankheiten und verdorbene Milch verantwortlich waren, und Butter aus Vorratskammern stahlen.
Die negative Bezeichnung als Ling scheint mir damit hinreichend begründet.
Ist das Rätsel, weshalb heißt der Schmetterling Schmetterling damit wohl gelöst??
So galten Falter, und Schmetterlinge, ganz entgegen ihrer heute positiven Symbolkraft, während des Mittelalters wohl als negativ. Als Hexen und Teufel, welche für Krankheiten und verdorbene Milch verantwortlich waren, und Butter aus Vorratskammern stahlen.
Die negative Bezeichnung als Ling scheint mir damit hinreichend begründet.
Ist das Rätsel, weshalb heißt der Schmetterling Schmetterling damit wohl gelöst??
Freitag, 25. Juli 2008
Schmetterling
Sie sehen: Den Schmetterling
Warum heißt der "Schmetterling" Schmetterling?, lautet eine beliebte Kinderfrage, die logisch nur nachvollziehbar ist. Im Gegensatz zum Hund, zur Katze, zur Maus und zum Pferd weist die Bezeichnung "Schmetterling" nämlich keinerlei irgendwie geartete Verbindung zum entsprechenden Tier auf.
Welch Problematik die Benennung dieses kleinen Tieres mit sich bringt, erkannt man bereits daran, dass es in nahezu jeder Sprache der Welt einen komplett anderen Namen trägt: Schmetterling, Butterfly, Farfalla, Papillon, Psyche oder Rinshirui etwa. Die meisten Tiernamen sind da erheblich klangähnlicher.
Dass der deutsche Name vom alten Begriff "Schmetten" für Butter herrührt, weil einige "Falter" sich stets von Butter anlocken ließen, ist eine so profane Begründung, dass sie das gesamte Tier nahezu entzaubert.
(Gleichsam begründet ist damit die englische Bezeichnung "Butterfly", also Butterfliege(r).)
Doch nicht ganz! Denn viel zu sehr beschränkt sich die kindliche Neugier auf den Wortteil "Schmetter". Dabei regt der lingliche Schwanz des Tieres viel eher zum rätseln an.
Denn faszinierend ist der Begriff aus einem ganz anderen Grund: Weshalb ist es ein Schmetterling?
Linge sind in der Regel Anhängsel, um Personen eine Eigenschaft zuzuweisen. Der Feige ist ein Feigling, der Neue ein Neuling, der Schwache ein Schwächling und der Schöne ein Schönling.
Auffallend ist hier, dass Linge praktisch immer nur in eine Richtung existieren. Mutlinge, Altlinge, Starklinge und Hässlichlinge sucht man vergebens.
Weshalb aber Schmetterling, also "Butterling"? Es ist weder eine Person, noch ist Butter eine Eigenschaft. Eine Person die ganz und gar aus Butter bestünde, mag man ungestraft Butterling nennen. Doch einen winzigen Falter mit Rüssel?
Vielleicht rührt es an dem negativen Beigeschmack, der Lingen zu Eigen ist. Ein Ling wird nicht für voll genommen. Schön zu sein ist schön und gut, aber ein Schönling ist ungern gesehen. Selbst Feigheit mag ihre großen Momente haben, aber niemand ist gern ein Feigling.
Waren die kleinen Falter in alter Zeit eine solche Plage beim Buttermachen, haben sie sich wie Heuschreckenschwärme auf Tonnen von Butter gestürzt, die in deutschen Landen an offenen Fensterläden ruhten, dass man ihnen einfach das Ling an den Namen gehängt hat, um sie als die Plage zu brandmarken die sie waren?
Andererseits ist der Schmetterling beiweitem nicht die einzige Plage, aber nahezu der einzige Ling im deutschsprachigen Tierreich. Und Mäuse nennt man schließlich auch nicht Käsling.
Und was wäre das Gegenteil von Schmetter, mit dem man einen Ling kreieren könnte, der nicht existiert?
Wie man es auch wendet und dreht, die Faszination des Namens bleibt, und ergibt sich vielleicht weit weniger aus dem nur scheinbar rätselhaften Schmetter, als vielmehr aus dem wahrlich unergründlichen Ling, den dieses Tier mit sich führt. So oder so, das Rätsel bleibt bestehen: Weshalb heißt der "Schmetterling" Schmetterling?
Randbemerkung:
Natürlich besitzen Hunde, Pferde und Katzen so wenig Bezug zu ihrem Namen wie alle Tiere. Aber kindliche Logik scheint nicht gewillt, diese Namen irgendwie zu hinterfragen und stürzt sich ganz auf die Schmetterlinge, Maulwürfe und Tausendfüßler dieser Welt.
Warum heißt der "Schmetterling" Schmetterling?, lautet eine beliebte Kinderfrage, die logisch nur nachvollziehbar ist. Im Gegensatz zum Hund, zur Katze, zur Maus und zum Pferd weist die Bezeichnung "Schmetterling" nämlich keinerlei irgendwie geartete Verbindung zum entsprechenden Tier auf.
Welch Problematik die Benennung dieses kleinen Tieres mit sich bringt, erkannt man bereits daran, dass es in nahezu jeder Sprache der Welt einen komplett anderen Namen trägt: Schmetterling, Butterfly, Farfalla, Papillon, Psyche oder Rinshirui etwa. Die meisten Tiernamen sind da erheblich klangähnlicher.
Dass der deutsche Name vom alten Begriff "Schmetten" für Butter herrührt, weil einige "Falter" sich stets von Butter anlocken ließen, ist eine so profane Begründung, dass sie das gesamte Tier nahezu entzaubert.
(Gleichsam begründet ist damit die englische Bezeichnung "Butterfly", also Butterfliege(r).)
Doch nicht ganz! Denn viel zu sehr beschränkt sich die kindliche Neugier auf den Wortteil "Schmetter". Dabei regt der lingliche Schwanz des Tieres viel eher zum rätseln an.
Denn faszinierend ist der Begriff aus einem ganz anderen Grund: Weshalb ist es ein Schmetterling?
Linge sind in der Regel Anhängsel, um Personen eine Eigenschaft zuzuweisen. Der Feige ist ein Feigling, der Neue ein Neuling, der Schwache ein Schwächling und der Schöne ein Schönling.
Auffallend ist hier, dass Linge praktisch immer nur in eine Richtung existieren. Mutlinge, Altlinge, Starklinge und Hässlichlinge sucht man vergebens.
Weshalb aber Schmetterling, also "Butterling"? Es ist weder eine Person, noch ist Butter eine Eigenschaft. Eine Person die ganz und gar aus Butter bestünde, mag man ungestraft Butterling nennen. Doch einen winzigen Falter mit Rüssel?
Vielleicht rührt es an dem negativen Beigeschmack, der Lingen zu Eigen ist. Ein Ling wird nicht für voll genommen. Schön zu sein ist schön und gut, aber ein Schönling ist ungern gesehen. Selbst Feigheit mag ihre großen Momente haben, aber niemand ist gern ein Feigling.
Waren die kleinen Falter in alter Zeit eine solche Plage beim Buttermachen, haben sie sich wie Heuschreckenschwärme auf Tonnen von Butter gestürzt, die in deutschen Landen an offenen Fensterläden ruhten, dass man ihnen einfach das Ling an den Namen gehängt hat, um sie als die Plage zu brandmarken die sie waren?
Andererseits ist der Schmetterling beiweitem nicht die einzige Plage, aber nahezu der einzige Ling im deutschsprachigen Tierreich. Und Mäuse nennt man schließlich auch nicht Käsling.
Und was wäre das Gegenteil von Schmetter, mit dem man einen Ling kreieren könnte, der nicht existiert?
Wie man es auch wendet und dreht, die Faszination des Namens bleibt, und ergibt sich vielleicht weit weniger aus dem nur scheinbar rätselhaften Schmetter, als vielmehr aus dem wahrlich unergründlichen Ling, den dieses Tier mit sich führt. So oder so, das Rätsel bleibt bestehen: Weshalb heißt der "Schmetterling" Schmetterling?
Randbemerkung:
Natürlich besitzen Hunde, Pferde und Katzen so wenig Bezug zu ihrem Namen wie alle Tiere. Aber kindliche Logik scheint nicht gewillt, diese Namen irgendwie zu hinterfragen und stürzt sich ganz auf die Schmetterlinge, Maulwürfe und Tausendfüßler dieser Welt.
Abonnieren
Posts (Atom)