Freitag, 5. September 2008

knifflig

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Knifflig gehört eindeutig zu den putzigsten Wörtern unserer Sprache und wird selten in seiner vollen Pracht gesehen. Es wirkt damit schnell rätselhaft und scheu.

Was bedeutet eigentlich dieses knifflig? Und wo kommt es her?

Zunächst sei zu erwähnen, dass es mit dem kniffelig eng verwandt, aber weiter verbreitet ist. Die Unterschiede sind minimal und liegen ganz in der Behäbigkeit der Kniffeligkeit. Kniffelig wirkt einfach länger und zeitaufwendiger, als ein kurzes, gehacktes knifflig.
Beinahe möchte man einen Steigerungsgrad sehen. Ist knifflig am Ende der Komparativ zu kniffelig? Man hat schnell das Bild eines Inspektor Columbos vor Augen, der mit verschränkten Armen in einem 70er Jahre Wohnzimmer steht und mit behäbiger Stimme grübelt: "Nun, Ma'am, wenn sie die Blumen nicht gegossen haben, aber auch sonst keiner hier war, so ist das Rätsel wirklich kniffelig."
Auch die Fälle des Bullen von Tölz dürften dem Behäbigkeitsgrad "kniffelig" entsprechen.

Ganz anders das Chaos, das ein Bruce Willis oder ein Vin Diesel ertragen müssten. Da wäre für das behäbige "E" in kniffelig keine Zeit. Es ist knifflig genug, die Zeit zum Atmen zu finden:

*Peng, Peng, Krawumms, Rattattattatta, Woosh, Boom, Peng, Peng*
"Scheiße John, wie komm'n wir hier wieder raus?"
*Kaboom, Rumms, Rumms, Peng, Peng, Karumms, Buddabuddabudda*
"Hmm. Knifflig!"
*Kapow, Kapow, Rattattattatta, Pow, Pow, Wumms, Kaboom, Boom!*

Wenn etwas also wirklich knifflig ist, heißt das nicht, dass es einfach nur kniffelig ist.

Wo aber kommt es nun her, dies knifflig? Wie lautet sein Verb? Etwa kniffeln?
Das beliebte weltweite Würfelspiel Kniffel mit dem ungeliebten 4er-Pasch heißt tatsächlich nur in Deutschland so, und das auch erst seit 1972. Knifflig ist viel älter - wobei unklar ist, ob Kniffel seinen Namen nicht eher aus dieser Ecke entnommen hat. Eine Wortbedeutung für Kniffel konnte ich nicht herausfinden. (Ganz anders zu meinem geliebten Malefiz!)

Natürlich wäre es ein kluger Kniff, wenn Schmidt-Spiele sein Yahtzee seinerzeit Kniffel nach irgendetwas Kniffligem benannt hätte. Und womöglich entstammt knifflig ja auch einfach dem Kniff?
Passend wäre es. Weshalb sollte nicht etwas, das eines besonderen Kniffs zur Lösung bedarf, knifflig sein?
Dennoch scheint das abwegig. Kniff entstammt, so denken die Gebrüder Grimm, eher dem "unerlaubten Handgriff" oder dem "listigen Kunstgriff" oder noch eher dem "diebischen Kunstgriff". So gab es früher den Ausdruck des "Diebskniff". (Übrigens ein hervorragender Name, falls jemand nächste Woche eine Kneipe eröffnen möchte.)
So oder so: Ein Kniff hat stets mit etwas zu tun, was unter der Tischplatte geschieht, etwas heimlichem, außerhalb der Regeln. Knifflig ist hier nur, dass es so gar nicht zu knifflig passt.

Dass knifflig nicht dem von kneifen entnommenen Kniff entstammt, ist logisch - sonst hieße es ja kneiflig, was aus dem Munde Columbos wieder kein Problem wäre, jedoch aus dem eines Actionhelden.

Gräbt man jedoch noch ein wenig weiter, stößt man auf das wunderbare Verb "knüffeln". Das hat zwar nur bedingt mit dem "Knuff" zu tun (Eines jeder aussterbenden Worte, die ich wieder nur aus alten Comics kenne - warum wird heutzutage eigentlich niemand mehr geknufft?), wird jedoch mit einer Bedeutung aus der Altmark angegeben als: "von mühsamer, kleiner, nachdenken erfordernder Arbeit", und als dazugehöriges Adjektiv wird, tada, "knüfflich" angegeben, aus dem sich später das knifflig bildete.

Womit die knifflige Suche nach dem Kniff mit dem knüffeln endlich beendet sein soll - und ja, sie war mühsam, klein, und hat eine Menge nachdenken erfordert.

Randbemerkung:
Wer übrigens meint, das Wort "knüfflich" sei ausgestorben, mag nach Hamburg kommen. Dort ist es in kniffligen Situationen in exakt dieser Sprechweise bis heute zu hören.